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Der Heusestämmer Lyrikrundgang von A bis Z

 

 A      llee

 

Liebe(r) Leser(in),

Du liest gerade einen Text, der gedanklich an einem meiner 26 Lieblingsplätze in meiner Heimat Heusenstamm entstanden ist. Die Corona Pandemie ab März 2020 hat mich dazu veranlasst, meine Geschichten und Gedichte auch als Buch drucken zu lassen. Die Kapiteleinleitungen sind tagtäglich in dieser Pandemie-Phase aus mir rausgekommen und mit Ihren Stimmungsschwankungen und der individuellen Ansprache genauso auch zu verstehen.

Da wir nun seit März alle mehr oder weniger daheimbleiben und unser geliebtes Ort nur noch eingeschränkt genießen können, macht doch mit mir einen lyrischen Stadtrundgang von A-Z. Der Tag 1 beginnt mit dem A, Tag 26 ist dann das Z. Es sind meine persönlichen Lieblingsplätze im Ort, ihr könnt ja schon mal raten, welchen Platz wir morgen unter B besuchen. Auf geht´s.

 

B       annturm

 

Liebe Heusestämmer,

danke für Euer Feedback, Eure Ideen und Anregungen. Natürlich hat das Alphabet 26 Buchstaben, danke für den Hinweis. Ich war irgendwie gedanklich bei den 24 Türchen des Advents. Hier geht unser Lyrikspaziergang nun weiter, am Tag 2 mit dem B. Hier hätte es in der Tat mehrere Lieblingsplätze gegeben, die Bieberbach z.B., oder zu Hause mein Bett und mei Badbitt. Wo sind wir wohl morgen bei C?

 

C      äcilia

 

Liebe Heusenstammer, gude ihr Heusestämmer,

es ist Sonntag und Tag 3 meines lyrischen Städterundgangs. C steht für Cäcilia, sehr passend für einen Sonntag. Um 11 Uhr gleich wird dort der Gottesdienst online übertragen. Einen schönen Sonntag auf dem Balkon oder im Garten.

 

D      alles

 

Liebe Heusenstammer, gude ihr Heusestämmer,

am Tag 4 unseres Heusestämmer Lyrikspaziergangs besuchen wir heute das D wie Dalles. Dies war früher die hiesige Bezeichnung für den Platz der Marktleute und Händler. Wo war der Platz eigentlich früher zu Schönborns Zeiten? Morgen sind wir bei E wie....? Bleibt dehaam und gesund.

 

E       rlesteg

 

Liebe Heusenstammer, gude ihr Heusestämmer,

am Tag 5 unseres Heusestämmer Lyrikspaziergangs besuchen wir heute das E wie Erlesteg. Ob der gerade noch auf Heusenstammer Gemarkung ist, oder schon zu Bieber gehört, ist mir als Heusenstamm/Bieber-Fusionskind ehrlich gesagt, Worscht. Morgen sind wir bei F wie....? Bleibt dehaam und gesund.

 

F       riedenshof

 

Guten Morgen Heusenstamm, gude ihr Heusestämmer,

Tag 6 meines lyrischen Stadtrundgangs. Wir wandern an meine Lieblingsplätze im Ort. Unter F war früher sicher die Fisch-Lisbeth ein Geheimtipp, die Frankforder is unsere Zeil und im Feuerwehrhaus in Heusenstamm und auch Rembricke wird ein super Job gemacht, auch ohne Fucking Corona. Aber mein Lieblingsplatz unter F ist der Friedenshof, probiert´s mal aus, bleibt gesund und dehaam.

 

G      oldberg

 

Gude Morsche ihr Heusestämmer, Heusenstammer, Nachbarortbewohner, After-Fucking-Corona-Heusenstamm-Touristen,

es ist der Tag 7 meines lyrischen Rundgangs durch die für mich schönste Stadt im Kreis Offenbach. Zumindest an meinen Lieblingsplätzen von A-Z. Ich habe unsere Reise bei A wie Allee gestartet und komme heute zum G wie Goldberg. Ein naturbelassenes Idyll am Rande der Ortsgrenze zu Obertshausen.

Daher heute ein Gruß in die Nachbargemeinde, insbesondere an Tom Jet Jeutter. Viel mehr Obertshäuser/Häuser kenne ich halt bisher net, oder gibt es hier welche? Morje sind wir bei H wie Heusenstamm. Nein, das wäre ja wirklich zu einfach...? Bleibt gesund und dehaam.

 

H      immelskron

 

Liebe Heuse(n)stä(a)mmer,

danke für Eure Kommentare, Ideen, Likes und den Austausch untereinander, es tut sehr gut hier in meinem Humor-Office. Es ist Freitag, Tag 8 unserer lyrischen Reise durchs Ort und viele sind noch aktiv dabei, dafür herzlichen Dank. Der Buchstabe H ist dran, ja hier hätte es einige Möglichkeiten gegeben, einige Lieblingsplätze bieten sich an.

Haus der Stadtgeschichte, Haus der Literatur..., aber auch z.B. der Hohe Berg, da war ich auch länger nicht mehr. Mein Lieblingsplatz bei H ist aber Himmelskron, schon seit der Zeit als die Unterscheidung Himmelskröner und Cäcilianer für Katholiken noch wichtig war im Ort. Ich war dort Messdiener noch unter Pfarrer Hofmeister, der gefühlt in jeder Predigt sagte: "Wenn der Herr das Haus nicht baut, bauen die Bauleute umsonst". In diesem Sinne bleibt in Eurem Haus, bleibt positiv und vor allem gesund.

 

I        ndianerpädsche

 

Ausgeschlafen Heusenstamm?

Heusestämmer Lyrikrundgang Tag 9. Einen Lieblingsplatz mit I zu finden, war gar nicht so einfach. Als Ur-Heusestämmer habe ich mit Ur-Ur-Heusestämmern gebabbelt, um über das I wie Indianerpädsche, etwas mehr zu erfahren. Der Pfad wurde früher auch als das "Lange Pädsche" bezeichnet, der direkte Waldweg nach Tempelsee bzw. in die Gemaa. Normalerweise könnten wir ja heute mal mit dem Rad über das Indianerpädsche in Richtung Wilhelmsplatz auf den Wochenmarkt fahren? Nein, ich bleib dehaam und geh in den Garten, heut wird angegrillt. Bleibt gesund.

 

J       ungbrunne

 

Morsche ihr Lieben,

ich musst grad erstmal unser ganze Uhren umstelle. Was e Arbeit. Tag 10 unseres lyrischen Ortsrundgangs, wir sind bei J.

Das JUZ Heusenstamm bietet sich hier eigentlich an, zu meinen Jugend- bzw. Kindertagen gab es dies aber dort noch nicht in der Funktion eines Jugendzentrums. Mein J wie Jungbrunnen war das Ross. Die Kultkneipe „Weißes Rössl“ in der Borngasse, in der die Disharmonie gegründet wurde, in der es sonntags nach de Kerch noch einen Frühschoppen gab, in der sich rote und schwarze Kommunalpolitiker zum Karten spielen trafen.

Hier gab es Export vom Fass in Scheppchergläser (0,2 l), der Schaum wurde mit einem Löffel entfernt und das Gebräu war bissi wärmer, weil magenfreundlicher. Wenn ich dann mit 7, 8 Jahren vom Baba noch ein 10 Pfennig Stück für die Rock Ola kriet hab und en weitere 10er für e Schokolädsche aus em Eckschränkche war de Sonntag spätestens dann ein Sonnentag. Macht Euch en scheene Tag auf der Couch.

 

K      atja

 

Guten Morgen Heusenstamm,

auf geht´s in eine sonnige Woche. Unser lyrischer Stadtrundgang führt uns am Tag 10 unter K mit allen Sinnen heute in die Katja. Hört ihr auch das Schnitzelklopfen aus der Küche, seht ihr den Wirt Dieter am Zapfhahn drehen, riecht ihr das Rippche im Kraut, das durch die volle Gaststube ins Kollesch getragen wird und schmeckt ihr nicht auch den ersten Biss in einen Hackbraten a la Mayer? Ich seh uns im After-Corona-Sommer schon dort im Katja-Hof sitze und diskutiern, wer diese(r) a la Mayer eigentlich is? Durchhalte, nicht Durchdrehn, gelle...

 

L       ehranstalt

 

Good morning Home Officer, hello system relevant working population, morsche ihr Heimarbeiter un ihr annern da drauße.

Der lyrische Stadtrundgang führt uns heute unter L zurück in unsere Schulzeit in eine Lehranstalt. Meine erste war Ende der 60er die Stifter Schul im Alte Ort. Damals hat der Lehrer Peltner noch mit einer Trillerpfeif auf dem Schulhof Pausenaufsicht gehabt. Die hat er ach zur Not geschmisse und da hattest Du diesen speziell-pädagogische Respekt.

Unser Smartphone freies Pausenspiel war damals "Stöckchen". Mit einem kleine Stock von Baum zu Baum werfe und in die Baumumrandung neitreffe. Wer verlorn hat, musst e Rund Brausestäbcher oder Gummifrösch am Wasserhäusje bei de Margot nebenan ausgewwe. Aber des höchstens einmal im Monat, denn soviel war im Sparschwein halt net drin. Hoffentlich mache die Schule bald widder uff. Ruuhig bleiwwe. Carpe Diem, wie mir weltoffene Heusestämmer sage, gelle.

 

M      alerwinkel

 

Heusestämmer Lyrikrundgang - Tag 13 - es ist Halbzeit Leute.

Wir sind beim M. Ich entführe Euch heute zum Malerwinkel. Es ist die Blickachse auf die Silhouette des alten Ortskerns. Diesen Blickwinkel nutzten früher die Maler, "Johannes Heinrich Winter - JoHeiWi" und Kollegen, um unser schönes Ort auf Papier zu zeichnen.

Ich habe auch einen 90-jährigen Onkel, der das in Perfektion kann. Er sitzt mit seiner Leinwand und seinem Pinsel aber heute nicht mehr in dieser schönen Natur, er malt zu Hause und ist dabei glücklich und zufrieden. Setzt Euch bei Gelegenheit mal auf die Bank im Malerwinkel und malt Euch Euren Tag schön, es lohnt sich. Das geht auch aktuell und alleine. Raus jetzt, die Sonne scheint...

 

N      achtweide

 

Morsche ihr Nachteulen.

Ja so fühle ich mich aktuell manchmal in meinem Leben im Verborgenen. Tag 14. Die Lyrikspaziergänger treffen sich heute unter dem Code N an der Nachtweide. Wo? Die Nachtweide war früher ein eingegrenztes Feldstück, das in den Sommernächten dem Zugvieh, das den ganzen Sommer über draußen verblieb, als Weide diente.

In Heusenstamm ist das Gebiet seit 1987 unter Naturschutz, um beispielsweise eine größere Population des vom Aussterben bedrohten Laubfrosches zu retten. Lecker, denke ich da wieder als Nachteule, hier bleib ich. Tagsüber döse ich hier in der Sonne, nachts gibt´s dann lecker Froschschenkel. Ich hoffe, ich treff bald so manche Nachteule von Euch in einer Heusestämmer Kneip nach Mitternacht. Da versacke mer dann aber mal rischdisch.

 

O      rtsoigäng

 

Gude ihr Oigeplackte.

Ja Heusenstamm, wir kümmern uns heute mal um unsere direkte Nachbarn. Tag 15. Unser Lyrikspaziergang führt uns unter O mal raus aus em Ort, also gedanklich, also fast raus. Wir sind ja umzingelt von Nachbarorte und einige von dene liebenswürdige Geschöpfe von dort wohne sogar mittlerweile bei uns, sin also oigeplackt in unsern Ort, oder sie träume heimlich von einem Umzug zu uns. In nördlicher Richtung grüß ich daher unsere Biewwerer Freunde, mir nennese ja auch liebevoll "Die Sandhase".

Im Osten grüße ich unser Obertshäuser Nachbarn, "Die Attern", Guuude. Weiter südöstlich kommt de Rodgau direkt mit Haahause, dort hawwe mir Fastnachter der Disharmonie eine wunderbare Fastnachtshistorie mit "De Laterncher".

Südwestlich komme dann unsere Freunde aus Staabersch bzw. Dietzebach, "Die Rucksäck" und im Westen kommt noch Iseborsch, "Die Watze", da war ich noch nie. Doch, aber ich kenn kaa Iseborjer oder gar en Gravebrucher Oigeplackte.

Liegt wohl daran, dass Grundschüler bei uns heute noch im Chor auf die Lehrerfrage antworte: "Was ist es schönste an Iseborsch? Ei, de Bus nach Heusestamm, Herr Lehrer." In diesem Sinne, genießt die Ortsoigäng. Dehaam bleiwe, aber nur wesche de Gesundheit.

 

P       atershause

 

Salve Populus Heusenstamm. Poesis curriculum numerus XVI. (hessisch: Gude Gemeinde, Lyrikrundgang - Tag 16).

Wir sind bei P wie Patershausen und da muss ich mal mein Schullatein aus de Schublad hole. Habt ihr Euch auch schon mal gefragt, warum unser wunderbares Naherholungsgebiet Patershausen, "Paters - Hausen", heißt? Hawwe da mal Pater, also Mönche gehaust? Aja schon, ab 1605 wurde die Anlage von Jesuiten als Kloster genutzt.

Aber schon 1252 sind dort Zisterzienserinnen, also Nonnen unter der Äbtissin, Mater Lucardis, eingezogen. Das neue Kloster erhielt anlässlich seiner Weihe durch den Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein den Namen Corona Virginum, der sich aber in der Praxis gegen die Bezeichnung „Patershausen“ nicht durchsetzen konnte.

Corona Virginum? Corona konnte sich also damals schon bei de Heusestämmer nicht durchsetze, besser isses. Und warum net? Mater Lucardis hat wahrscheinlich damals schon es erste Fasten-Starkbier braue lasse und hat Ihre Nonne dauerhaft hinter Klostermauern in Quarantäne geschickt.

Sie durfte nur raus, um den Fastentrunk an die Heusestämmer zu verteile. Es wird also Zeit für einen Frühschoppe und wie heißt´s da beim Starkbieranstich am Nockherberg: Salve pater patriae! Bibas, princeps optime!

Frei übersetzt für Heusestämmer ohne großes Latinum: „Gude, ihr Heusestämmer Familie, de Baba trinkt jetzt ein und die Mama gleich zwei.

Prosit!“

 

 Q      uatschhall

 

Liebe Querdenker, Quasselstrippen, Quellensucher, Quietschtanten, Quartalsquerulanten, Quarantäniker,

es ist Sonntag, Lyriktag 17 und wir sind bei Q. Da hilft es nicht lang rum zu philosophieren, heute wird gealbert, gelabert, geunkt, gewitzelt, gequatscht. Wo habt ihr den meisten Quatsch Eures Lebens gemacht? Ich mit Sicherheit in der TSV Turnhalle, deshalb ist dies mei "Quatschhall".

Dies fing schon im Sport-Unterricht in der Stifterschule an, Turnstunde dort bei Frau Wloka, Brennball, was ein Quatsch. Gebrennt hat da nix. In den 70ern hatte ich dort meine ersten Bühnenauftritte, da sind mittlerweile 44 Jahre draus geworden. Gequassel und Quatsch ohne Ende, aber auch feine Babbelogie.

Mit 18 habe ich da im Musikkeller meinen Geburtstag durchgefeiert, viele Partys dort unten in der Sektbar erlebt, unzählige Herbstkonzerte mit dem Blasorchester gespielt und intensive Montagsrummel durchgeschwitzt. Für Ordnung sorgte in diesem Quell vieler meiner Inspirationen immer wieder ein Vereins-Urgestein, wie wir sie heute weniger haben, Hans Paul.

Er war kein normaler Hausmeister, er war die robuste Seele des Vereins und sei hier mal stellvertretend für die heutigen Heusestämmer Ehrenamtler genannt, ohne die hier gar nix geht im Ort. Soooo, ich quatsch jetzt e bissi Bleedsinn mit meiner Fraa und bringse hoffentlich zum Lache. Wenn ich Glück hab, dann quietschtse dabei.

Probierts mal aus, das Lebbe geht auch in Quarantäne weider. Habe fertig.

 

R      entnerhitt

 

Ciao Ragazzi, liebe Ruheständler,

Lyriktag 18, wir rollen heute das R. Ich darf Euch in den Sporken entführen, da steht nämlich die Rentnerhitt. Gebaut zu einer Zeit als die sogenannten Rentner noch Ihren Ruhestand mit heimischen Spaziergängen dorsch die Heusestämmer Flora verbrachten.

Heutzutage sind viele Rentner, Gott sei Dank lange mobil, ich nenne es mal u.i.H. Also aktuell "unterwegs im Haus", sonst "unterwegs in Heusestamm", "unterwegs in Hessen", "unterwegs in Hintertupfingen", "unterwegs im Himalaya" usw., es sei unseren Ruheständlern von Herzen gegönnt. Aber...

...sind wir nicht alle irgendwie Ruheständler "a causa corona"? Kein Osterurlaub, kein familiäres Ostereiernest bei Oma, kein Kurztrip auf die Osterinseln un de Lieblingsitaliener hat auch noch zu. "Ristorante d´amore chiuso" un des bei dem Wetter. Porca miseria! Was en Mist! Aber ruuhisch bleiwwe, Freunde. Silencio Ragazzi!

Unterstützt Euch gegenseitig, de Lieblingsitaliener liefert frei Haus. Aber auch de Lieblings-Grieche, Kroate, Türke, Spanier, Thai, Chines un nadierlich die Scheune, TSV-Gaststätte, Seeterasse, Schloss-Schenke, Katja un all die annern, die ich jetzt vergesse hab.

Und falls ihr noch e Ostergeschenk für die Familie braucht, de Heusestämmer Einzelhandel hat entweder uff, oder liefert aus. Applaus.

 

S       chloss

 

Edle Nachfahren des Philipp Erwein von Schönborn, hochgräfliche Schönbornzunft zu Heusenstamm, blau- und rotblütiger Heusenstammer Landadel.

Wir schreiben Tag S, den Tag 19 des lyrischen Stadtrundganges und widmen uns gänzlich dem Schloss Schönborn. Eurer Durchlaucht Philipp Erwein von Schönborn danken wir noch heute für die Erbauung unseres Renaissance-Prachtbaus von 1663-1668.

Vorgesehen war, wohl nach Plänen von Clemens Hinckh, eine quadratische, vierflügelige Wasserburganlage mit Ecktürmen, um einen Innenhof zu errichten. Dazu ist es nun damals nicht gekommen, denn die Grafschaft war gänzlich ausgesäckelt. Doch lässt sich heute in unserem ureigenen hochgräflichen Dialekt resümieren: "Sehr schön worn, Graf Schönborn."

Zumal wir, der rotblütige Heusenstammer Landadel, dem staunenden Volke des Kreises Offenbach im Hier und Jetzt gerne zurufen möchten: "Oh kommet und besuchet unser herrschaftliches Schloss, heiratet im hochgräflichen Ambiente und gehet und mehret Euch endlich." Aber bitte dehaam.

Im Kreise zu Offenbach bietet nämlich alleine das Schönbornche Schloss dieses Privileg. Lediglich zwei weitere Schlösser gibt es im Kreise der Offenbacher Landbevölkerung. Das Jagdschloss Philippseich in Götzenhain ist im Privatbesitz, Schloss Wolfsgarten in Langen ist Eigentum der Hessischen Hausstiftung. Also kommet und feiert mit uns hochzünftige Weinfeste und edle Kulturereignisse.

Oder wie sagt es die Heimatdichtung:

"Oh Heusenstamm, dass Gott erbarm, Kartoffelsupp und die net warm". Gehabet Euch wohl.

 

 T      orbau

 

Un ihr Heusestämmer?

Seid ihr auch schon auf´s Tor komme, oder ist im Kurzarbeiter-Geldbeutel noch was drin? Am Lyriktag 20, dem Tag T, wollen wir uns mal dem Torbau widmen, in dessen oberen Stockwerken sich noch im letzten Jahrhundert Wohnungen für die Armen der Gemeinde befanden. Wer auf´s Tor kam, war am Ende der Nahrungskette.

„Imperator Franc I. Anno MDCCLXIV Ante Porta“, so hätte es 1764 durchs Ort schalle könne, wenn denn dieses Portal pünktlich fertig geworden wär. Obwohl der Kaiser selemols nicht mal überraschend kam, anders wie anno dunnemals de „Hannibal ante portas“, der mit de Elefante über die Alpen vor den Toren Roms. Ich denke, ihr kennt die Geschicht.

Über der Durchfahrt, ist heut noch das von zwei Löwen gehaltene Schönbornsche Hauswappen zu sehen und auf dem Sandsteinsockel darunter steht übersetzt: "Zu Ehren des Kaisers Franz I., dessen Sohn Josef am 7. Tag seiner Gastfreundschaft zum Römischen König gewählt wurde, hat dieses Portal erbaut Eugen Erwein Graf von Schönborn im Jahre 1764".

Warum aber diese Verzögerung am Torbau 1764? Hat sich die handwerkliche Schönbornzunft im Goldene Löwe damals beim Hausschobbe monatelang verbabbelt? War das Dorf wesche dem anstehende Kaiserbesuch so uffgerescht, dass mer vor lauter Geschwätz uff em Kerchplatz vergesse hat, des Tor ferdisch zu mauern?

Kame die Fenster net bei, warn die Ziegel all, is des Dach wieder eingestürzt, mer waases net? Von deutscher Pünktlichkeit und Baukunst der Neuzeit a la Flughafen Berlin oder Stuttgart 21 usw. will ich jetzt aus de Nachbarorte kein Ton hörn.

Fakt ist, unsern Arc de Triomphe steht bis heut. Für uns isser so bedeutend wie die Porta Nigra Trier, die Torhalle Lorsch oder es Brandenburger Tor Berlin. Und fangt mer jetzt bloß net wieder mit Namensdiskussionen zum Torbau an. Saniert lieber mal die oberste Stockwerke, damit mer mal widder als Tourist zum gugge auf´s Tor kommt. Alles andere wär ja wie der Torbau zu Babbel.

 

U      nnergass

 

Ur-Ur-Heusestämmer, Ur-Heusenstammer, Urgesteine, Urumpel, Unnergässer, Uffbasse.

Wir schlendern heute wie einst der Kaiser zu Fuß uff de Unnergass erum. Lyriktag 21, U-Tag. Wer sagt schon Schlossstraße zu de Unnergass? Wahrscheinlich derjenige, der die Hinnergass net kennt oder diejenige, die die Gaasegass amtsdeutsch Pfortenstraße nennt. Das legendäre Unnergassefest, das im Jubiläumsjahr 2011 zuletzt gefeiert wurde, kommt mir in meim Unnergasseschlendergang in den Sinn. Die lange Festtafel vom Unnergasseoigangsloch bis zur roten Telefonzelle. In eben diesen Gassen – Unnergass, Hinnergass, Gaasegass etc. - ist der Heusestämmer unnerwegs, wenn er bissi schwätze will, hier unterhält er sich, genau dort entsteht Unterhaltung.

Als Unterhaltungsfacharbeiter werde ich oft nach dem Entstehungsort meiner Texte und Ideen gefragt? Es sind genau die Lieblingsplätze von A-Z, die ich Euch seit nunmehr 21 Tagen lyrisch vorstellen darf. Es sind die Menschen oder Situationen genau dort, die für kurze Zeit Inspiration sind oder bei längerer Begegnung zur Muse werden. Viel Spaß beim Eiersuchen an Ostern dehaam, ich melde mich nach einer Sakralpause am Karfreitag/Karsamstag am Ostersonntag wieder.

 

V      iehtrieb

 

Voulez-vous promener avec moi? Allez vite! Promenade Poesie Jour 22.

Es ist V-Tag, liebe Lyrikspaziergänger. Ein Tag für Verliebte, Verlobte, Vergessene, Verflossene, Verborgene, Verschollene, weniger ein Tag für Verräter, Versager, Vollpfosten oder gar Volldeppen.

Wo seid ihr mit Eurer ersten Liebschaft flaniert? Im Ort, wo Euch fast jeder sieht? Oder noch offensichtlicher auf der Zeil in Frankfurt, wo Euch jeder sieht, aber eigentlich kaum einer sieht? Bei mir war es dann doch eher der abgelegene Waldweg im Heusestämmer Forst?

Über das Julianepädsche uff de Niederröder Wesch in Richtung Viehtrieb am Tannekopp rechts ab und da uff de Bänk in die Sonn gesetzt, gekuschelt und geguckt bis sie unner geht. Manchmal ach in die Heesch, Indianerpädsche, Maaselach, Latzehorzhiwwel un über de Erlesteg widder zurick.

Könnt ihr mir noch folgen? Ich mir selbst net. Total verfranst im Lyrikwald der Versuchung, der Verführung, der Vollendung.

Viel Vergnügen auf Eurer vereinsamten Veranda, ihr Veganer, Vegetarier und Vollversorger.

 

W      oogbernsche

 

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?

Was e Ding, es ist schon Tag 23 dieser wundervollen Wahnsinnsreise durch unsere kleine Heusestämmer Welt. Am Tag W der lyrischen Auseinandersetzung mit dem Orts-Alphabet wollen wir mal über den Werdegang Eurer persönlichen Aufklärung sprechen. Wie bitte?

Zu meinem heutigen Lieblingsplatz, dem Woogbernsche, gibt es rational folgendes zu berichten: „Als einen Woog bezeichnet man in Teilen Südwestdeutschlands ein stehendes Gewässer. Born, oder Bernsche ist die historische oder historisierend-poetische Bezeichnung für einen Brunnen“.

Kommen wir zum emotionalen Teil der Geschichte. Am Woogbernsche sin friher die klaane Heusestämmer Babys geborn worn. Genau dort hie hatse de Storch gebracht. So hat mer des zumindest meine Vorfahren im Kindesalter noch glaubhaft erklärt.

Zwischengeschlechtlich korpulierende Begegnungen neun Monate vorher wurden weniger ausführlich besprochen. Und die hatten damals noch nicht mal de Doktor Sommer von de BRAVO. Das war der Aufklärer der geburtenstarken Jahrgänge ab de 60 er. Der wusste alles, angefangen von Petting, Befruchtung, Presswehen, Unterwassergeburt, Abstillen bis hin zur Einschulung und Selbstfindung in der Pubertät. Ehrlich, ich schwör doppelt.

Aber was hätte der auf folgende Frage geantwortet: „Herr Doktor Sommer, stimmt des, dass die Heusestämmer Babys bis heut im Woogbernsche zur Welt komme?“

Wahrscheinlich hätte er gefragt: „Weiss ich nicht, wo ist das überhaupt?“

Ihr wisst auf jeden Fall jetzt Bescheid, ihr Heusestämmer, Gude.

 

X       angsvereinsheim

 

X-Day, nicht X-Mas. Wir haben ja auch nicht Advent, sondern #home.

Am Tag 24 öffnen wir nachösterlich aber weit vorweihnachtlich unser Lyriktürchen mit dem Buchstaben X. Einen Lieblingsplatz mit X, ist wie die Quadratur des Kreises zu finden, den gordischen Knoten zu lösen, oder den Stein des Sisyphus endlich auf dem Berggipfel zu platzieren.

Sisyphus ist vor allem in seiner Funktion im Volksglauben als Schlitzohr bekannt, dem es durch skrupellose Schlauheit mehrfach gelingt, trickreich den Tod zu überlisten.

Eine kleine hessische Wort-List hilft uns heute zu unserem Lieblingsplatz mit X, dem Xangsvereinsheim. Amtsdeutsch heute als das Haus der Musik bezeichnet. Wenn Du dort im pre-virologischen Zeitalter einst vorbeigeschlendert bist und die Chöre der Konkordia oder Sängervereinigung hörtest, dann hüpfte das musikalische Herz im ¾ Takt, Du tänzeltest im ritardando weiter, ließest dich auf einer Kerchplatzbank davor nieder, um der Kadenz des Solotenors zu lauschen. Herrlich, himmlisch, heimatlich.

Wenn Du aber im aktuellen Corona-Zeitalter darüber nachdenkst, dass in dem Xangsvereinsheim mal es Rathaus drin war und vorher ab 1744 es Schulhaus, gebaut von Gräfin Maria Theresia persönlich, denk ich spontan an den Gefangenenchor von Nabucco:

"Flieg, Gedanke, getragen von Sehnsucht, lass dich nieder in jenen Gefilden,
wo in Freiheit wir glücklich einst lebten, wo die Heimat uns´rer Seele - ist."

Reimt sich auf Deutsch garnet, Xandal.

Is awwer Xanglich, Xtrem inspirierend. Bleibt Xund.

 

Y       oghurtlädsche

 

“Yesterday, all my troubles seemed so far away” ist die mir bekannteste erste Zeile eines Liedes, beginnend mit einem Y. Thank you John and Paul, it´s day 25 in our lyric city walk.

Yes ihr Heusestämmer, gestern bei X hawwe mer schon getrixxt, aber heut bei Y? Yesses naa. Mein Lieblingsplatz mit Y? Ich könnt Euch ja auf meine Yacht entführn, aber die liegt halt net im Schneiderwiesenweiher sondern an de Cote d´Azur. Meine Yak-Rinderzucht grast in Yukon Valley und meine Yamaha muss in Yokohama erst noch gebaut wern. Yep, alles gelogen Ihr Yuppies, doch wegen Wortbruch fragt ihr besser Frau Ypsilanti. 

Weit vor der reformierten Rechtschreibung 1996 hatte ich ja einen Heusestämmer Lieblingsplatz mit Y in de Gaasegass. Des war des Yoghurtlädsche von de Emmi. Schreibt mer heutzutag mit J, aber da de Emmi die Rechtschreibreform egal war, is die mir auch Worscht.

Bei de Emmi gab´s alles, was mer für sein Alltag so gebraucht hat, die sogenannten Artikel des täglichen Bedarfs. Eier, Butter, Bier, Milch un Zucker und da gab es sogar ausreichend Mehl, Hefe und achtlagiges, blümerant riechendes Klopapier.

Zum täglichen Bedarf gehörte aber auch der Schmus im Lädsche, des Gebabbel mit de Kundschaft un es allerneuste über Todesfälle, Pflegefälle, Unfälle un sonstigem Fallobst. Dort wurd Politik gemacht, da wurden Ehen angebahnt, es wurden Lachfalte gepflegt und Kummer ertränkt. Ich frag mich ja bis heut, warum so ein Einzelhandelsgeschäft Tante Emma Laden genannt wurde und eben net „Tante Emmi Lädche“?

Gibt´s heut net mehr? Doch in Teilen schon, geht emol samtags morns zum Metzger Ott an de Bratworschtstand oder zum Auer en Lewwerkäs hole. Im Geschenkehaus Kämmerer, also bei de Irm, gibt´s zwar immer noch Einmachgummis, aber eben auch Porzellan und dazu gude Tipps für Elefante in dem gleichnamigen Laden. Mein nächstes Erdbeer-Yoghurt löffel ich auf jeden Fall im Schlendergang durch die Gaasegass und ich sing dann mit vollem Mund: “Yesterday, all my troubles seemed so far away” un danach gleich “Yellow submarine.” Yeah!

 

Z       ugweg

 

Z wie Zukunft, wann endet die Zeitreise? Lyriktag 26, Finale im Alphabet, Zabbeduster?

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2020. Dies sind die Abenteuer des Raumzuges Heusenstamm, der mit seiner 19.000 Mann starken Besatzung seit März unterwegs ist, um neue Welten, Leben und Zivilisationen zu erforschen, um den Angriff der Coronen dauerhaft abzuwehren. Viele Lichtjahre entfernt dringt die Heusenstamm jenseits der A3 in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

An der Seite von Captain Halil Kirk steht der erste Offizier, Mr. Hajdu-Spock. Der Halbvulkanier gilt wegen seiner spitzen Ohren als Exot aus Oberhessen. Weitere Besatzungsmitglieder: Integrationsminister Dr. Ismail McCoy, der  kompetente Worscht-Ingenieur Sc´Ott und der junge Ostendler Steffen Ball-Chekov als Brandschutzbeauftragter. Home-Officerin Bechthold-Uhura sitzt am Ortsfunk zur Freude der Frauenbeauftragten. Corona-Logbuch Tag 168 auf der Heusenstamm, Captain Halil Kirk:

Zurück im Rathaus, unendliche Weiten, vollbesetzte Schreibtische. Wir schreiben August 2020. Auf dem Weg zur Arbeit wechselte ich nicht mehr die Straßenseite als mir Bauhofmitarbeiter entgegenkamen. Das habe ich auch vor der Quarantäne nur bei Halbvulkaniern und Klingonen gemacht. Die Kollegen arbeiten ohne Mundschutz.

Im Bürgerbüro ist es so laut, dass ich das Turmläuten der St. Cäcilia Kirche nicht mehr hören kann. Ich kompensiere mental die Lebensfreude der wartenden Bürger und halte meine aufrechte Position bis zu meinem Schreibtisch. Die letzten Winzer-Traktoren aus Franken und dem Rheingau rollen über die Zugbrücke des geöffneten Schönborn-Schlosses. Wo bleibt Mr. Hajdu-Spock? Wir eröffnen gleich das Heusenstammer Weinfest mit Weinprinzessinnen aus den fremden Galaxien Obertshausen und Dietzenbach. Doch vor meinem Büro wartet nicht Spock, sondern zwei Trappistenmönche aus unserer Partnerstadt Malle, um den Nikolausmarkt zu eröffnen. Ja ist denn schon wieder Weihnachten? Ich wache auf aus meinem Tagtraum und setze mich an mein Cockpit und rufe in die Sprechanlage: Beam me up Sc´Otty. Drei Mettbrötchen mit doppelt Zwiebeln.

Z wie Zitat - Hamlet, W. Shakespeare: „Der Rest ist Schweigen“.

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